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Inotec und Hekatron Brandschutz – Evakuierung weitergedacht

Im “Cube“, so heißt das neue Büro- und Präsentationsgebäude der Inotec Sicherheitstechnik GmbH, können Sicherheitsexperten neue Technologien für komplexe Gefahrensituationen testen. Hekatron Brandschutz unterstützte Inotec mit der Anschaffung einer Brandmeldeanlage und einer Sprachalarmanlage.

10. Oktober 2018

In einem Gebäude bricht plötzlich ein Brand aus. Innerhalb kürzester Zeit sind Räume und Gänge voll von dichtem Rauch. Sirenen heulen auf. Wo sind die Rettungszeichenleuchten, die zum Ausgang führen? Sie sind im Rauch nicht mehr erkennbar. Hilflose Menschen irren orientierungslos umher.

Evakuierung simulieren

Die Situation ist real, aber zum Glück nur eine Simulation. Denn wir befinden uns in dem neuen zweistöckigen „Cube“, dem Forum für Evakuierung von Inotec, einem Spezialisten für Produkte und Technologien rund um das Thema Not- und Sicherheitsbeleuchtung sowie Dynamische Fluchtweglenkung. Um Verwirrung zu schaffen wurde der „Cube“ als Labyrinth mit verwinkelten Fluren und vielen Türen designt.

In diesen Räumlichkeiten sind verschiedenste Szenarien, zum Beispiel eine intensive Rauchentwicklung oder ein Netzausfall darstellbar. Auf diese Weise kann der Besucher am eigenen Leibe erfahren, wie eine intelligente Fluchtwegsteuerung und Selbstrettung funktionieren. „Wir spielen hier realitätsnahe Gefährdungsszenarien mit unseren Besuchern durch“, erklärt Ulrich Höfer, Leiter Projektmanagement Dynamische Leitsysteme bei Inotec. „Sie müssen versuchen, selbst aus dem Gebäude zu finden.“

Gemäß dem Zwei-Sinne-Prinzip einer visuellen und akustischen Wahrnehmung wurde eine umfangreiche sicherheitstechnische Ausstattung von Inotec- und Hekatron-Systemen verbaut. Die sicherheitstechnische Ausstattung umfasst neben mehreren Varianten der Not- und Sicherheitsbeleuchtung und dynamischer Fluchtwegleitsysteme auch eine Brandmeldeanlage (BMA), eine Sprachalarmanlage (SAA), ein Zutrittsmanagement sowie eine leistungsfähige Lüftungsanlage zur Ver- und Entrauchung einzelner Bereiche.

Zusammen Lösungen entwickeln

Die Kompetenzen von Hekatron und Inotec ergänzen sich bei diesem Thema sehr gut: Während Hekatron für den „Cube“ die Anschaffung einer Brandmeldeanlage und einer Sprachalarmanlage unterstützte, übernahm Inotec deren Installation.

Eine solche optische und akustische Steuerung ist dann im Ernstfall in der Lage, die flüchtenden Menschen an die aktuell vorherrschende Situation angepasst, zum Ausgang zu führen. Bei einer statischen Fluchtwegkennzeichnung, die nur den gültigen Normen entspricht, kommt es jedoch oft vor, dass Menschen direkt in einen verrauchten Bereich hineinflüchten. Denn die Kennzeichnung kann im Verlauf des Geschehens nicht aktualisiert werden. „Wenn wir wissen, wo es brennt, können wir das vermeiden“, betont Höfer.

Deshalb brauchen wir dynamische Konzepte und müssen aufhören, Techniken einzeln zu betrachten.

Ulrich Höfer, Leiter Projektmanagement Dynamische Leitsysteme bei Inotec

Kosten und Nutzen abwägen

Für einen Flüchtenden ist allerdings nicht das Feuer das größte Problem: Es ist vielmehr der Rauch! Denn wer mehr als zwei bis dreimal in einem raucherfüllten Raum ein- und ausatmet, kann schon bewusstlos werden. So verwundert es kaum, dass rund 85 Prozent aller Brandopfer durch eine Rauchvergiftung ums Leben kommen. Da der heiße Rauch im Raum aufsteigt, bildet sich über dem Boden eine eher raucharme Zone von etwa einem Meter Höhe. Hier kann der Flüchtende überleben und sich orientieren.

Folglich müssen die Beschilderungen der Fluchtwege bodennah angebracht sein und durch eine Richtungsangabe, idealerweise verbunden mit einer Lauflichtfunktion, die Menschen auf dem kürzesten Weg aus dem Gefahrenbereich herausführen. Zudem sollten die Hinweise jederzeit veränderbar sein. Das heißt, dass auch die hochmontierten statischen Rettungszeichenleuchten, zumindest teilweise, durch Leuchten mit dynamischer Richtungsangabe ersetzt werden müssen.

„Tatsächlich ist eine intelligente Fluchtweglenkung oft gar nicht viel teurer als die Standardlösung. Leuchten mit Verkabelungen sind bereits installiert“, stellt Jörg Finkeldei, Leitung Normungs- und Vorschriftenwesen bei Inotec, heraus. „Die benötigten Leuchten kosten in der Regel etwas mehr, aber im Vergleich zum Gesamtprojekt schlägt dieser Posten kaum zu Buche.“

Dynamik: situationsbedingt einstellbare TFT-Rettungszeichenleuchten retten Leben

Gewonnene Erkenntnisse teilen

Der „Cube“ soll Elektroinstallateuren, Elektrofachplanern, Industriebetrieben sowie Behörden und Fachleuten des vorbeugenden Brandschutzes demonstrieren, wie Gebäude durch intelligente Brandschutzkonzepte, beziehungsweise vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz sicherer gemacht werden können. Im Hörsaal von Inotec finden regelmäßig Seminare zu Fach- und aktuellen Branchenthemen statt. Des Weiteren sind Kooperationen mit Universitäten angedacht. Ein mehr als 60 Quadratmeter großer Raum erlaubt den Aufbau wissenschaftlicher Versuchseinrichtungen.

Ganzheitliche Fluchtwegleitsysteme

Ziel: Die Zusammenarbeit von Inotec und Hekatron will das Thema Evakuierung ganzheitlich beleuchten und innovative Lösungen ausprobieren.

Weg: Gemeinsam schauen sich die beiden Spezialisten nicht nur Sicherheitsbeleuchtungen oder eine dynamische optische Fluchtweglenkung an, sondern beziehen auch andere Gewerke mit ein zum Beispiel eine Sprach-Alarmierung, Brand-Melde-Anlage (BMA) und den baulichen Brandschutz, Verkabelungen uvm.

Ergebnis: Wer über die gesetzlich geforderten Normen hinausdenkt, gewinnt deutlich an Sicherheit, die im Hinblick auf eine intelligente Fluchtweglenkung und optimierte Selbstrettung nur wenig zusätzlichen Aufwand erfordert.

 

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